Liebe Freund:innen des Dokumentarfilms,
vorgefundenes und wiedergefundenes Material spielt in unseren Juni-Filmen eine zentrale Rolle und wird zum Ausgangspunkt biographischer Rekonstruktionen.

Los geht es am 10.06.2025 mit ERNEST COLE: LOST AND FOUND von Raoul Peck. Nach seiner fantastischen Doku über James Baldwin (I AM NOT YOUR NEGRO) kehrt Raul Peck auf unsere Leinwand zurück. Seinen neuen Film widmet er dem Fotografen Ernest Cole. Dieser legt 1967 mit seinem Fotobuch „House of Bondage“ die rassistische Realität Südafrikas offen. Doch nur wenig später gerät Ernest Cole in Vergessenheit. Anhand 2017 wiedergefundener Bilder und Texte rekonstruiert der Film den Lebensweg eines engagierten und bahnbrechenden Künstlers.

Am 24.06.2025 zeigen wir dann SPEER GOES TO HOLLYWOOD von Vanessa Lapa. Ihr Ausgangsmaterial sind Tonbänder, die bei der Entwicklung eines Filmes von Paramount Pictures entstanden. 1971 plant das Studio eine Verfilmung von Albert Speers Autobiographie „Erinnerungen“. Mit dem Autor Andrew Birkin arbeitet Speer über Monate am Drehbuch – und an seinem Mythos als ‚guter Nazi‘. Die dabei entstandenen Tonaufnahmen stellt Vanessa Lapa Filmaufnahmen von Speer während und nach der Naziherrschaft kontrastierend gegenüber.
Trailer und weitere Informationen: JUNI 2025
Bis bald im B-Movie!
Euer Salon
Eine Antwort auf „Biographische Rekonstruktionen im Juni“
Zu dem Film „Speer goes to Hollywood“ Wer sich fragt, wie es dazu kommt, dass Birkin, heute selbst ein bekannter Drehbuchautor, so naiv auf Speer hereinfallen kann und wie er heute die Gespräche bewertet und warum er die Tonbandaufnahmen, die ihn in einem so nachteiligen Licht erscheinen lassen, überhaupt zur Verfügung gestellt hat, stellt schnell fest, dass es darauf keine einfachen Antworten gibt.
Nach der Lektüre verschiedener Artikel über die Regisseurin ( verlinke einen unten) bin ich vor allem von der rabiaten Arbeitsweise überrascht. Um der Erzählung willen (dass Speer seine Biografie schönfärben will), geht Lapa recht unsensibel mit dem historischen Material um. Alle Tonaufnahmen sind nachgesprochen und so zusammengesetzt wie es für die Erzählung passt. Laut Birkin wurden Passagen sogar dazu erfunden oder stammen aus anderen Zusammenhängen, zB Briefen. Daher verständlich, dass ihr den Film als Collage angekündigt habt. So verstehe ich ihn auch, vielleicht sogar als reißerische Collage.
https://www.rogerebert.com/features/a-tale-of-the-tapes-on-the-recreated-conversations-in-speer-goes-to-hollywood